Lipton ersetzt die Teebeutel durch biologisch abbaubaren Kunststoff. Ist dies eine gute Alternative?

Lipton ersetzt die Teebeutel durch biologisch abbaubaren Kunststoff. Ist dies eine gute Alternative?

Ab heute ersetzt der Teehersteller Lipton in Europa alle Kunststoffteile der Teebeutel durch biologisch abbaubaren Kunststoff (PLA). Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung des Green Deal, der besagt, dass kompostierbare Kaffee- und Teebeutel die Norm sein müssen. Aber ist PLA eine gute Alternative für die Befüllung von Teebeuteln?

Lipton ersetzt die Teebeutel durch biologisch abbaubaren Kunststoff. Ist dies eine gute Alternative?
Der Teehersteller Lipton ersetzt ab heute in Europa alle Kunststoffteile der Teebeutel durch biologisch abbaubaren Kunststoff. Bild: Adobe Stock

Lipton ersetzt die Kunststoffteile aller Teebeutel - denken Sie an pyramidenförmige Beutel, die Plastik enthalten - durch biologisch abbaubaren Kunststoff: PLA (Polymilchsäure). Außerdem will Lipton im Oktober dieses Jahres die Plastikfolie um die Kartonverpackung loswerden. Sie wird durch eine Bio-Kunststoffbeschichtung auf der Innenseite der Verpackung ersetzt, sodass der Karton weiterhin recycelbar ist. Mit diesen beiden Änderungen spart der Teehersteller nach eigenen Angaben jedes Jahr über eine Million Kilo Plastikmüll in Europa ein.

11,6 Milliarden Mikroplastik
Die pyramidenförmigen Teebeutel gerieten 2019 nach einer kanadischen Untersuchung über Mikroplastik in Teebeuteln ins Visier der Öffentlichkeit. Wenn Sie kochendes Wasser auf einen Plastik-Teebeutel gießen, setzt dieser 11,6 Milliarden Stück Mikroplastik und 3,1 Milliarden Nanoplastik frei. Gesund ist das nicht, aber was genau die Auswirkungen dieser winzigen Plastikpartikel auf unsere Gesundheit sind, bleibt ein Rätsel. Professor Dick Vethaak vom Wissensinstitut Deltares verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Ökotoxikologie - der Untersuchung toxischer Effekte auflebende Organismen, die durch chemische und physikalische Faktoren verursacht werden. In den letzten Jahren hat er sich auf die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von Mikro- und Nanokunststoffen konzentriert.

"Wir wissen jetzt immer mehr über traditionelle Kunststoffe", sagt Vethaak, und diese Ergebnisse sind oft nicht sehr positiv. Wenn Mikro- und Nanokunststoffe in den Körper gelangen, können die kleinsten Partikel die Darm- und Lungenmembranen passieren. Diese Partikel können weiterhin im Körper zirkulieren und Entzündungen verursachen. Sie können auch Schadstoffe transportieren. Wie herkömmlicher Kunststoff zerfällt auch biologisch abbaubarer Kunststoff in kleinere Kunststoffpartikel. "Diese können auch schädlich sein. Idealerweise möchte man überhaupt keine Form von Plastik verwenden, geschweige denn es einnehmen."

Biologisch abbaubarer Kunststoff - auch PLA - wird aus biologischen und nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr, Mais oder Weizen hergestellt. Außerdem ist es biologisch abbaubar. Für seine Herstellung werden also keine fossilen Rohstoffe benötigt, und das Produkt muss nicht verbrannt werden. Obwohl der Prozess der Herstellung von PLA besser für die Umwelt ist, ist wenig über die gesundheitlichen Auswirkungen des biologischen Kunststoffs bekannt.  

Kompost aus PLA
Harmen Spek, Manager Innovation and Solution der Plastic Soup Foundation, sieht in der Entscheidung von Lipton eine Abfalldiskussion. "Das Problem ist, dass Teebeutel oft in den Gemüse-, Obst- und Gartenabfällen landen. Und das ist nicht gewollt, denn fast alle Teebeutel enthalten Mikroplastik", erklärt er. "Nach europäischen Standards kompostiert PLA gut, aber nur in einer industriellen Kompostieranlage, wo die Bedingungen für die Auflösung eines PLA-Sacks perfekt sind. Die Temperatur liegt zum Beispiel bei 60 Grad Celsius und die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Solche Bedingungen kann man in seinem eigenen Garten nie schaffen."

Aus Sicht der Abfallwirtschaft versteht Bacon die Entscheidung von Lipton. "Dennoch hätten wir es vorgezogen, dass sie ihre Teebeutel mit natürlichem Material verstärken. Denn Kunststoff und dessen Erhitzung ist ein riskantes Unterfangen - auch wenn er biologisch abbaubar ist. Man weiß nicht, wie viele Mikro- und Nanokunststoffe freigesetzt werden und was das mit dem Körper macht."

Am 3. Juli trat eine neue europäische Gesetzgebung in Kraft, die alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verpflichtet, Einwegplastikprodukte zu verbieten. Zum Beispiel dürfen Strohhalme, Wattestäbchen, Besteck, Teller, Rührstäbchen und Ballonstäbchen nicht mehr hergestellt werden. "Auf europäischer Ebene ist man sich einig, dass Einwegplastik auch nicht aus PLA hergestellt werden darf", sagt Spek. "Warum wollen wir also PLA in unseren Teebeuteln?"
Bild: Adobe Stock

Lipton ersetzt die Teebeutel durch biologisch abbaubaren Kunststoff. Ist dies eine gute Alternative?